Die Ab- und Zukunft

Wenn ich ab und zu
aus dem Fenster schau
meine Nase gegen
die trübe Scheibe hau
wenn ich ab und zu
dort einen Riss entdeck
aber daher wegen
dem hässlichen Fleck
dort ab und zu
mit Wischtüchern wische
auf Leben
auf eine ab und zu frische
wenn ich ab und zu
eine frische Erfahrung mache
wenn ich ziellos rede
wenn ich endlich lache
wenn ich ab und zu
an eine Zukunft denke
an kommende Tage
meinen Blick schwenke
wenn ich ab und zu
es einfach nicht begreifen
will, nicht kann
wenn ich mich einseifen
wenn ich ab und zu
mich einseifen lasse
in blubbernden Schaum
den ich eigentlich hasse
wenn ich ab und zu
von da nicht dorthin gehe
völlig in Gedanken
wenn ich mich dorthin verwehe
wenn ich ab und zu
gelegentlich denke
dann schließ ich meine
Augen, schwenke
wenn ich ab und zu
schwenke meinen Blick
und denke
sehe keinen Trick
wenn ich ab und zu
an Zukunft denke
denk ich nicht
und du, verschenke
wenn ich ab und zu
die Zukunft sehe
wie ich verzweifle
und endlich gehe
ab und zu
 
 

Dort im Norden, da hocken die golden blinkenden Zwerge, dort oben im Berge
Dort im Westen, da seh ich sie nisten, an Flüssen, wie sie sich küssen
Dort im Süden, da seh ich die Müden rasten, nicht hasten, unter Lasten
Dort im Osten, dort hocken sie alle, die es uns wert sind, die uns was kosten
dort sitzen sie, dort in der Falle.
 
 

Licht am Ende des Tunnels

Und mitten im Regen
waren die Blitze
das einzige Licht

Seh ich in Trübsal
nur eine Gefahr
seh ich Hoffnung

Der Todgeweihte
rappelt sich auf
zur Entgegnung

Der Todgeweihte
stirbt, regungslos,
in Einsamkeit

Gemeinsam
gehen wir vor die Hunde
gemeinsam
kämpfen wir uns raus
gemeinsam
macht unser Hass die Runde
gemeinsam
schalten wir uns aus

Und mitten im Ende
sangen die Schaben
ihr schepperndes Lied

Und mitten im Ende
sangen einzellige Algen
von einer neuen Welt

Und mitten im Ende
der Menschheit
hat Natur
etwas ganz andres geborn

(... das hofft sie jedenfalls ...)
 
 

Der Augenblick

Die Blumen blühten
so wunderbar schön
in diesem Augenblick

Ein Vogel sang
ein liebliches Lied
zwischen den Blättern

Der Augenblick
als wir uns liebten
als es nur uns gab

Der Augenblick
als es nur den Moment
nur den Moment gab

Der Augenblick
eines einzigen Kusses
der Augenblick
eines Augenblicks

Der Augenblick
als unsere Welt draußen
haltlos unterging

Nun sind wir blind
wir können nicht sehen
wir wollen auch nicht

Nun sind wir lahm
wir können nicht gehen
wir wollen auch nicht

Der Vogel
ist verstummt
Die Blume
ist verblüht
Die Menschen
sind nicht mehr sie
sie sind zu Bestien
geworden

(Die Menschen:
sie waren es nie!)
 
 

Gesichtsausdrucker

... Er tanzt auf einer Nase bald herum
bald wechselt er die Seiten
er tanzt auf düstren Stirnen wild herum
er wird sie begleiten
der Schalk
der Alp
er wird sie begleiten
er wird sie leiten
er sitzt auf und in
er sitzt ab und zu
wohin sie schreiten
wohin sie sich wenden
unendliche Weiten
wohin sie verschwinden
wo sie sich dann finden
gigantische Feier!
gigantische Feier!
Zwergenaufstand
sie waren verbannt
doch sind sie es
niemals gewesen...
 
 

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kalt, kalt, kalt, kalt
ein, zwei, drei, tod
kalt, kalt, kalt, kalt
ein, zwei, drei, mord
heiß, heiß, heiß, heiß
ein, zwei, vier, tier
kalt, kalt, heiß, heiß
ein, zwei, vier, stier
heiß, heiß, kalt, kalt
ein, zwei, ein, alt
kalt, heiß, heiß, kalt
ein, zwei, ein, schallt
kalt, heiß, kalt, heiß
ein, ein, ein, ruft
heiß, kalt, heiß, kalt
ein, ein, ein, gruft
kalt, heiß, heiß, kalt
zwei, ein, nul, aus
heiß, kalt, kalt, kalt
zwei, ein, nul, aus
kalt, kalt, kalt, heiß
drei, ein, ein, aus
kalt, heiß, heiß, heiß
drei, ein, ein, aus
heiß, heiß, heiß, kalt
 
 

Wohin wir wo wohin
wohin wir wann
wo von wo wohin
wohin wohn ich hin?
 
 

Gedächtniskünst

Wir steigen gewundene Wendeltreppen
in unseren kalten Kopf hinab
begegnen Hunderten von Deppen
steigen in ein unendlich volles Grab

Wir wühlen dort in halb verwesten Leichen
weiden uns an leidenden Eingeweiden
wenn wir die ausgebleichten Knochen leicht vergleichen
die weichen Worte auf gebleichte Papiere schreiben

Wir spucken Papierschnipsel, bleich, in Fetzen aus
wir reden in verlegenen verlegten Stücken
bis in den letzten Fitzel ein leicht gelebtes letztes Chaos
verreden uns und wundern über Sätze, die uns glücken

Wir reden, wir leben, mit großen Augen
wir schauen uns Frauen uns Männern zu
hämmernd hacken wir Informationen, saugen
aus harten Zacken, die Backen voll, den Mund jedoch zu

Wir sprechen durch unsichtbare Strohhalme in die Welt
wir brechen den Stab über uns und verzweifeln,
aber nur manchmal, über das geerntete Gedankenfeld,
die Leere, lehren und reden dann weiter von unseren ewigen niemals ledigen Teufeln
 
 
 

WirWeltTraum

Wir klammern uns mit beiden Händen
an Rändern weißer Wolken fest
wir schweben leise durch die Himmel
um uns nur Strahlen, die uns blenden
wir Söhne des Lichts, oh des Lichts

Wir klammern uns mit unsren Fingern
in Fetzen weißer Wolken fest
wir schweben leise durch die Himmel
um uns nur Winde, die uns wenden
wir Töchter des Lichts, oh des Lichts

Wir klammern uns mit unsren Augen
an Schemen von Millionen Sonnen
wir geben leise uns den Himmeln
hin, die, die da niemals enden
wir Wesen des Lichts, oh des Lichts

Wir klammern uns mit allen Worten
an unsren eignen Dingen fest
wir weben lautlos unser Netz
das schwerste ist, sich selbst erkennen
sein Leben des Nichts, oh des Nichts
 
 
 
 
 
 

Der Gott Natur

Berggipfel
aus Schnee
waten in Zuckerwatte
aus Eis
baten den Gott dort oben
den Gott der Gipfel

Bergtäler
aus Bach
waten in Edelsteinglitzern
aus Naß
baten den Gott dort unten
den Gott der Täler

Sahen die Amsel
perlenbedeckt auftauchen
sahen Diamanten
im grünen Moos glitzern
überall waren Schätze

Wir atmeten die feuchte Luft
gierig ein
wir kämpften mit unserem Glück
als wir tanzend mit dem Bach
durch ihn entlang liefen
zu Vogelmusik

Die Zuckerwatte speist
das ewige Lachen
in der kleinen Springflut
ertrinkt eine Echse
Forellen bringen Geflügelten
den schnellen Tod
wir pflücken Orchideen
berauschen uns
an ewig vergänglicher Schönheit
 
 

Die Quelle

Auf dem Berge saß ich
am Fuß einer Quelle
sah, wie Wasser ins Licht schoss
wie durch Zauberei
Blumen wuchsen an ihr herab
ihre langen, glänzenden Haare
geflochten, glitzern

Sonnenlicht, Sonnenlicht
doch wie kalt ist es
wie frisch wehen die Tropfen
an den nassen Steinen herab
sie funkeln so schön
in ihren Adern

Die Quelle erzählt
aber warnt nicht
ihr Wasser spricht weich
glucksend, unlaut
es ist auch kein Flüstern
es ist eine Geschichte
die immer neu
geschrieben wird

Nur die runden Kiesel wissen
was sie bedeutet
einen Teil von ihnen
nimmt sie mit
eine Reise, unendlich
die Gedanken kehren zurück

Ich fühle in meiner Hand
einen runden Kiesel
und ich weiß nicht
vielleicht erzählt er mir
eines Tages
wenn ich wieder hier bin
seine Geschichte
wenn ich wieder hier bin
und verstehe
 
 
 

Revolutionär

Er wirft mit Worten
gegen ihre Fenster
bis sie splittern
flüssig, salzig splittern
bis sie zerbrechen
unter seiner Wut

Er schlägt um sich, panisch
verletzt, verflucht
nimmt keine Rücksicht
Rückstoß eher, Gewalt
trifft ihn, doch
kümmert ihn nicht

Sie wollen ihn einspinnen
mit ihren Worten
ihn durch ihre Fenster
sehen lassen
aus Milchglas
sie wollten ihn fangen

Sie baten ihm Zucker
er trank ihn schwarz, bitter
er schmeckte ihre Medizin
heraus, spuckte sie aus
in ihr Gesicht
zerriss ihr Netz

Denn er trampelt weiter
elefanten-, gigantengleich
wenn ihn etwas stoppt
wird es sein Ende sein
sie suchen danach
sie werden dafür sorgen

Dass ihr Kristall von neuem
im Licht ihrer Sonne funkelt
Glasperlen wie Brillianten
sie schalten die Sonne nur
im rechten Augenblick an
niemals, wenn es Nacht ist